Anfang des Jahres sinnierte der Chefredakteur unserer Lokalzeitung über den Sinn und Unsinn eines Inselurlaubs im Winter: „Mir bleibt es ein völliges Rätsel, was bei Schmuddelwetter, unter einem mit grauen Wolken verhangenen Himmel, gar bei Eiseskälte oder Sturm den Reiz eines solchen Inseltrips ausmacht.“ Ganz klar: Der Mann war noch nie im Winter auf Juist.
Natürlich ist die Aussicht auf Sonne und klare Tage auf Töwerland im Winter nicht immer gegeben – aber die Wahrscheinlichkeit ist auch nicht geringer als in der norddeutschen Tiefebene. Dafür gibt es auch in der dunklen Jahrestag für 24 Stunden pro Tag das herrliche Reizklima. Die Luft ist es, die Juist dieser Tage besonders macht. Gerade, wenn es im Herbst oder Winter etwas stürmischer zugehen sollte auf der längsten Sandbank der Welt, lässt die Salzluft unsere Lungen durchatmen und befreit sie vom Dreck des Festlands.
Aber auch ohne viel Wind lässt sich der Aufenthalt auf Juist nur genießen. Außerhalb der Stoßzeiten um Silvester herum ist es die unglaubliche Ruhe, die den gestressten Arbeitnehmer herunterkommen lässt. Hier und da ein bisschen Baugeräusche sind Zeugen dafür, dass sich die Insel im Winter auf die nächste Saison vorbereitet. Aber da kein schweres Gerät zum Einsatz kommt und selbst der Bauschutt und die Materialien von Kutschen befördert werden, rücken diese Tätigkeiten in den Hintergrund.
Wie schön ist ein Strandspaziergang. Ohne Strandkörbe, Zelte, Liegstühle, Rettungstürme und viele Urlauber ist der Strand mit seinem feinen Sand noch breiter als im Sommer. Die Wanderung zur Bill oder zum Flugplatz laden zum Nachdenken über Dies und Das ein – ohne jede Ablenkung.
Und nach einem schönen Spaziergang ist die Einkehr in eine der wenigen geöffneten Lokalitäten angesagt. Dann kommen der Ostfriesentee oder eine andere Spezialität auf den Tisch, dann kann man weiter seinen Gedanken nachhängen und die pure Entspannung genießen. Oder man kehrt in seine Ferienwohnung zurück, legt die Füße hoch und liest ein spannendes Buch.
Wenn der oben genannte Redakteur dann noch bemängelt: „Außerdem ist es nicht mehr lange hin bis zu den ersten Höhepunkten des neuen Jahres, wenn die Grafschafter zu Tausenden losziehen und die Wege zwischen den Feldern und Äckern sich mit Kloatscheetergruppen bevölkern. Noch etwas, das auf den Inseln nicht funktioniert“, dann hat er noch nie das friesische Boßeln auf der Flugplatzstraße oder der Billstraße probiert. Wer weiß, vielleicht lässt er sich noch umstimmen?